
Die wachsende globale Mittelschicht steigert die Nachfrage nach Textilien und Bekleidung. Das „take-make-dispose“-System moderner Modeproduktion und ihres Konsums erzeugt jedoch kontinuierlich Umweltbelastungen und soziale Probleme für die Beschäftigten. Mehrere Produktionsstufen geben Anlass zur Besorgnis: So ist der Baumwollanbau beispielsweise mit einem hohen Einsatz von Düngemitteln und einem erheblichen Wasser- und Energieverbrauch verbunden; die Textilverarbeitung erzeugt Industrieabwässer und gefährliche Abfälle. Zudem sind unsichere und unfaire Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsproduktion weit verbreitet. In der Nutzungsphase schließlich kommt es zu einem hohen Energie- und Wasserverbrauch und zur Freisetzung von ökotoxischen Stoffen aus Waschmitteln.
Es gibt Fortschritte – und es gibt Fragen
Viele der wichtigsten Produktionsländer und wachsenden Absatzmärkte in Asien machen bereits Fortschritte in Bezug auf einzelne Aspekte von Sustainable Consumption and Production (nachhaltiger Konsum und Produktion, SCP). Dennoch bleibt viel zu tun: Um einen möglichst wirkungsvollen Übergang in eine nachhaltige Entwicklung der Industrie zu gewährleisten, benötigen diese Länder mehr Innovation in ihren Produktionssystemen sowie umsetzbare Politik- und Marktinstrumente. Während bisher westliche Märkte die hauptsächlichen Abnehmer von Fast-Fashion-Produkten waren, entstehen durch die wachsende asiatische Mittelschicht neue Märkte, die nun ebenfalls verantwortungsvolle Konsumgewohnheiten erforderlich machen.
Die SCP-Facility als Teil des SWITCH-Asia-Programms hat den Auftrag, die Umsetzung der SCP-Politik auf nationaler und regionaler Ebene zu stärken, indem sie das Bewusstsein für innovative nachhaltige Praktiken schärft und gute Anwendungsbeispiele verbreitet. Zu diesem Zweck forderte sie eine Studie an, welche potenzielle Ansatzpunkte für die Förderung von SCP in 16 asiatischen Zielländern finden sollte. Ein Hauptziel dieser Studie war es, die Herausforderungen jedes einzelnen Landes zu identifizieren und dementsprechend die jeweils erforderlichen Maßnahmen zu benennen. Darauf aufbauend wurde ermittelt, welche Bereiche zukünftige regionale Programme zur Förderung von SCP für den Textil-, Bekleidungs- und Ledersektor priorisieren sollten.
Gründliche Recherche zeichnet ein genaues Bild
Das Projektteam führte umfangreiche Literaturstudien sowie Interviews mit Vertreterinnen und Vertretern von Interessengruppen in den Zielländern durch. Als Ergebnis erarbeitete es detaillierte Länderprofile, die elf südostasiatische und fünf zentralasiatische Länder abdecken und Informationen zu den vier Schwerpunktthemen liefern: SCP-Politik, Umweltlabel, umweltfreundliche Beschaffungsmaßnahmen und nachhaltige KMUs. Die Analyse aktueller Themen im Textilsektor umfasste die Verarbeitung von Natur- und Kunstfasern, die Veredelung sowie die Bekleidungsherstellung. In einigen wenigen Ländern wurde dieser Bereich auf Materialien wie Leder, Seide und Wolle sowie auf die Schuhherstellung ausgeweitet. Der Umfang und die Tiefe dieser Länderprofile machen sie zu einer wichtigen Ressource und Entscheidungshilfe für die nächsten Schritte der SCP-Facility in diesem Bereich.
Die Autoren der Studie schlagen vor, als ersten Schritt einen Rahmen für die SCP-Facility zu entwickeln, der die Umweltfreundlichkeit der Lieferkette und die Beteiligung von KMUs unterstützt. Ein Kriterienkatalog für Umweltlabel verbessert die Transparenz und ermöglicht es Verbrauchern, eigenverantwortliche Entscheidungen zu treffen. Weitere SCP-bezogene Aktivitäten können anschließend auf den Ergebnissen der Studie aufbauen, indem sie auf die in jedem Land festgestellten Handlungslücken abzielen und relevante Interessengruppen wie politische Entscheidungsträger, Wirtschaftsakteure, Marken, Forschungseinrichtungen, NGOs und Verbraucherverbände einbeziehen, um so einen wirksamen und ganzheitlichen künftigen Arbeitsprozess zu gewährleisten.
Weitere Informationen finden Sie auf der Website von Switch-Asia.
Ansprechpartner/-innen: Jürgen Hannak, Jana Hack, Franziska Sophie Kohler.