Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) hat im Oktober 2016 Bewegung in die Klimaschutzanstrengungen im Luftfahrtsektor gebracht. Der diesjährige CTI-Workshop hat ICAO’S Resolution A39-3 zum Klimaschutz in der Zivilluftfahrt aufgegriffen und befasste sich insbesondere mit den Bestimmungen der Resolution für einen neuen globalen, marktbasierten Ansatz. Dieser neue Ansatz, das „Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation“ (CORSIA, Klimakompensation und Reduzierung der Kohlenstoffemission im internationalen Luftverkehr), soll zum angestrebten Ziel der Organisation beitragen: ein CO2-neutrales Wachstum des Luftfahrtsektors ab 2020.
Eine der Haupterkenntnisse der Veranstaltung war, dass CORSIA ein erhebliches Potential für künftige Klimaschutzmaßnahmen im Zivilluftfahrtsektor birgt. Gleichzeitig wurde deutlich, dass die Rolle von Umweltwirksamkeit, Standards und Ambitionsniveau bei der Einführung von CORSIA nicht unterschätzt werden darf.
Die Luftfahrt auf dem Weg in die Nachhaltigkeit
Bei dem Workshop mit dem Titel „Klimaschutz in der internationalen Zivilluftfahrt: Herausforderungen und Chancen für den neuen globalen, marktbasierten Ansatz CORSIA“ (Climate Action in International Aviation: Challenges and Opportunities for the new global market-based measure CORSIA), trafen sich Politik- und Luftfahrtexperten, Entscheidungsträger, Wissenschaftler und Vertreter von Finanzinstituten, um Klimaschutzmaßnahmen in der Zivilluftfahrt zu diskutieren.
Der Workshop bot einen konzeptionellen Ansatz für den neuen Klimakompensationsplan der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation. Die Analyse der allgemeinen Vorgaben von CORSIA reichte von Fragen zu Monitoring, Reporting und Verifizierung (MRV) über die Eignung und Umweltwirksamkeit verschiedener Kompensationsstandards bis zur Vereinbarkeit von CORSIA und dem Pariser Abkommen und dem EU-Emissionshandel (European Union Emission Trading System, EU ETS). Der Workshop berücksichtigte auch praktische Aspekte wie die Sichtweise der Luftfahrtindustrie, die potenziellen Auswirkungen von CORSIA auf das globale Angebot von und die Nachfrage nach Emissionsrechten sowie die zu erwartenden Anforderungen beim Capacity Building.
Jane Hupe, Direktorin des Umweltprogramms der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation, lud alle Workshop-Teilnehmer ein, zusammen auf die „Vision einer nachhaltigen Luftfahrt“ hinzuarbeiten. Anschließend übernahm ein leitender Wissenschaftler das Wort und erklärte, dass ungefähr fünf Prozent der anthropogenen Erderwärmung durch Luftfahrt erzeugt werden, wozu sowohl direkte Treibhausgasemissionen als auch indirekte Auswirkungen auf das Klima gehören.
Vertreter der Luftfahrtindustrie wiesen darauf hin, dass mehr als 50 Prozent des globalen Reiseverkehrs auf die Luftfahrt entfallen und die Luftfahrt eine Grundbedingung des modernen globalen Handels ist. Gleichzeitig räumten die Referenten ein, dass Maßnahmen zur Eindämmung der Treibhausgasemissionen in der Branche zwingend erforderlich sind. Außerdem legten sie dar, dass die international vereinbarten Klimaschutzziele ohne Klimakompensation nicht zu erreichen sind.
Verknüpfungen zwischen CORSIA und dem Pariser Abkommen
Die Referenten diskutierten über Möglichkeiten, die Regeln der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen, vor allem des Pariser Abkommens, mit CORSIA zu vereinbaren und untersuchten die strengen Formulierungen des Pariser Abkommens zur Umweltwirksamkeit genauer, ebenso die Bestimmungen zu kooperativen Ansätzen im Artikel 6.2. Man war sich einig, dass Kommunikation und Kooperation zwischen beiden Regelungsrahmen entscheidend sind – sowohl für den Erfolg von CORSIA als auch, um die ambitionierten Klimaschutzmaßnahmen des Pariser Abkommens zu gewährleisten.
Vorbereitung für den Start
Im letzten Programmpunkt diskutierten Vertreter von öffentlichen und privaten Politik- und Finanzinstitutionen über die Rolle der von der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation organisierten Seminare zum regionalen Capacity Building für eine erfolgreiche CORSIA-Pilotphase. Sie betonten hierbei die besonderen Bedürfnisse von Entwicklungsländern. Der Zeitplan für Klimaschutzmaßnahmen in der Luftfahrtbranche ist sehr knapp, weshalb bestehende Chancen unverzüglich genutzt werden müssen.
Wie auch in den vergangenen Jahren führte adelphi den CTI-Workshop im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) durch und war für die Entwicklung des Workshop-Konzepts verantwortlich, für die Konferenzleitung sowie für die Auswahl der Teilnehmer und Referenten.
Alle Präsentationen des Workshops stehen hier zum Download bereit.