
Naturkatastrophen gehen oft mit großflächigen Verwüstungen einher. Aber auch kleinere Ereignisse wie zum Beispiel ein Blitzeinschlag können Schäden an technischen Anlagen verursachen. Besonders riskant wird es, wenn dadurch Unfälle in technischen Anlagen ausgelöst werden, in denen gefährliche Stoffe gehandhabt werden. Zusätzlich zu den teils weiträumigen Zerstörungen geraten dann noch giftige, brennbare oder explosive Stoffe in die Umwelt, müssen Katastrophenschützer unter erschwerten Bedingungen Raffineriebrände löschen, oder es kommt zu großflächigen ökologischen oder gesundheitlichen Schäden. Von Hochwasser überflutete Chemielager oder von Hurrikans zerstörte Öltanks sind nur zwei Beispiele für solche "Natural Hazards Triggered Technological Accidents", oder kurz "Natechs".
Effektives Risikomanagement gegenüber Natechs benötigt die besondere Aufmerksamkeit der staatlichen Behörden sowie der privaten Anlagenbetreiber. Potenzielle Naturgefahren müssen identifiziert werden, sie müssen in der Planung und Genehmigung für den Anlagenbau und ihren Betrieb berücksichtigt werden. Um das Eintreten von Natechs möglichst zu verhindern, bedarf es umfassender Vorsorge, und für den möglicherweise doch eintretenden Katastrophenfall sind sorgfältige Krisenpläne und hinreichende Kapazitäten im Katastrophenschutz notwendig.
Als Ergebnis des Vorläuferprojekts "Natech I" hatte die OECD 2015 Leitlinien für ein verbessertes Risikomanagement gegenüber Natechs beschlossen. Ziel des vom Umweltbundesamt beauftragten "Natech II"-Vorhabens war es, die Anwendung der in den Leitlinien enthaltenen Empfehlungen zu fördern. Außerdem identifizierte, bewertete und verbreitete das Projektteam Beispiele guter Praxis im Natech-Risikomanagement. Dies geschah unter besonderer Beachtung der möglichen Folgen des Klimawandels.
Zu Projektbeginn wertete adelphi eine Studie zur Umsetzung der OECD-Leitlinien zum Natech-Risikomanagement aus und stellte die Ergebnisse der Arbeitsgruppe Chemieunfälle der OECD vor.
Ein weiterer Teil des Projekts war der Natech II Workshop, der im September 2018 in Potsdam stattfand. Hier kamen rund 100 internationale Teilnehmer*innen aus Behörden, Industrie, Wissenschaft und Forschung zusammen, um sich über den Stand der Forschung und der Regulierungen auszutauschen und Beispiele guter Praxis im Natech-Risikomanagement auszutauschen. In sieben Sessions erarbeiteten die Teilnehmenden Empfehlungen zur Anpassung und Erweiterung der OECD-Leitlinien, die in der Arbeitsgruppe Chemieunfälle der OECD weiter diskutiert wurden.
Zur Umsetzung des zweiten Addendums und der Empfehlungen des Workshops erarbeitete das Projektteam speziell für deutsche Stakeholder (Anlagenbetreiber, Behörden, Wissenschaft) relevante Empfehlungen im Bezug auf Klimawandel und Anlagensicherheit.
Die im Workshop vorgestellten Beispiele guter Praxis wurden durch zahlreiche weitere Beispiele ergänzt und gemeinsam in einem Verzeichnis aus Factsheets festgehalten. Dieses Verzeichnis wurde dem UBA übergeben und dort veröffentlicht bzw. fortgeschrieben.