Neue Ansätze zur Textilklärschlammentsorgung in Bangladesch

Abwasser aus der Textilproduktion ist oft stark mit Schadstoffen belastet. Bangladesch bemüht sich, die negativen Umweltauswirkungen durch eine ordnungsgemäße Behandlung dieses Abwassers zu verringern. Doch wenn konzentrierte Schadstoffe im Klärschlamm aufgrund schlechter Entsorgungspraktiken in die Umwelt gelangen, können diese Bemühungen vergeblich sein. Gemäß der neuen Klärschlammrichtlinie sind diejenigen, die Klärschlamm produzieren, auch für die ordnungsgemäße Behandlung und Bewirtschaftung dieser konzentrierten Abfälle im Rahmen der gesamten Abfallwirtschaft verantwortlich. Klärschlämme aus dem Textilbereich werden derzeit in Bangladesch als Sondermüll kategorisiert. Die dafür gesetzlich vorgesehenen und tatsächlich verfügbaren Entsorgungsmöglichkeiten sind allerdings begrenzt.

Eine erfolgreiche Entsorgung könnte erleichtert werden, indem bereits in der Produktion angesetzt wird: Wenn die produzierenden Unternehmen beispielsweise den Einsatz von gefährlichen Chemikalien reduzieren oder verschiedene Best Available Techniques (BATs) in der Produktion anwenden. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) will solche Optionen fördern und den Sektor dabei unterstützen, sie zu berücksichtigen, einhergehend mit weiteren Bemühungen in Richtung einer nachhaltigeren Textilproduktion. In diesem Rahmen sollen unter anderem weniger Energie und Wasser verbraucht sowie weniger gefährliche Chemikalien verwendet werden. Im Rahmen des vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geförderten Programms für Sozial- und Umweltstandards (PSES) arbeitete adelphi mit der GIZ und lokalen Dienstleistern in Bangladesch an der Bewertung und Dokumentation dieser Ansätze zusammen. Dabei standen neben der Frage der technischen Machbarkeit auch die finanziellen Aspekte im Vordergrund.

adelphi analysierte hierzu die eingesetzten Techniken und Prozesse, die Materialflüsse und chemischen Risikoprofile und entwickelte gemeinsam mit den Anlagenbetreibern und -angestellten Ansätze, die Menge an Klärschlamm zu reduzieren und die Betriebspraktiken zu verbessern. Die Dokumentation der Ergebnisse in Form von Business Cases sowie deren Verbreitung über Trainings, Workshops und Publikationen eröffnen der Industrie neue Möglichkeiten des Klärschlamm-Managements. Die Ergebnisse dienen zudem als Diskussionsgrundlage mit der relevanten Umweltbehörde, eine mögliche Rekategorisierung von Klärschlämmen in Betracht zu ziehen. Denn wenn derartige gute Umweltpraktiken von der Textilindustrie umgesetzt werden, trägt das dazu bei, das Gefährdungspotential zu reduzieren. In Reaktion auf die Herausforderungen im Zusammenhang mit der temporären Schließungen von Textilfabriken und der Stilllegungen der angeschlossenen Kläranlagen aufgrund der Covid-19-Pandemie stellte das Team außerdem kurzfristig eine Betriebsanleitung zusammen, die es den Betreibern ermöglicht, Kläranlagen sicher und effizient herunter- und wieder hochzufahren. Im Rahmen zweier virtuell organisierter technischer Workshops stellten die Fachleute von adelphi den rund 350 Vertretern aus dem Textilsektor, Dienstleitern, Behörden sowie internationalen Brands die Ergebnisse und Empfehlungen vor.