Sustainable Consumption For Biodiversity and Ecosystem Services

Teufel, Jenny; Viviana Lopez, Jan Christian Polanía Giese, Ulrike Knörzer 2021: Sustainable Consumption For Biodiversity and Ecosystem Services. Berlin/Bonn: Bundesamt für Naturschutz/Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.

Die Konsummuster, die heute dominieren, sind mit einer rapiden Zerstörung natürlicher und naturnaher Ökosysteme und dem Verlust von Artenvielfalt und Ökosystemleistungen verbunden. Aktuell gibt es keinen umfassenden Überblick darüber, welche Politikempfehlungen und Maßnahmen existieren, um den negativen Folgen des Konsums auf die Natur entgegenzuwirken. Auch ein Überblick über wirksame Formate (z.B. faktenbasierte Information, Storytelling, Social-Media-Nutzung, usw.), um die Verbindung zwischen Konsum und Artenvielfalt zu kommunizieren, fehlt.

Doch die Kommunikation zwischen Hersteller*innen, Konsument*innen und Entscheidungstragenden scheint in dieser Hinsicht eine Schlüsselrolle zu spielen. Diese Publikation will die genannte Lücke füllen. Sie fasst den aktuellen Wissensstand zu den Folgen gegenwärtiger Konsummuster auf Artenvielfalt und Ökosystemleistungen zusammen und gibt einen Überblick, welche politischen Strategien und Maßnahmen empfehlenswert sind. Daneben werden Beispiele für gute und vorbildliche Praktiken in der Kommunikation des nachhaltigen Konsums vorgestellt, die Aspekte der Artenvielfalt und der Ökosystemleistungen umfassen.

Um einen Wandel hin zu umweltfreundlichem Konsum zu fördern, werden Schlüsselakteur*innen zusammenarbeiten müssen. Deshalb enthält diese Publikation auch einen Überblick über internationale Netzwerke, Kooperationen und Initiativen relevanter Beteiligter. Dieser Überblick basiert auf einer Status-quo-Analyse des aktuellen Stands der Forschung, Kommunikation und Kooperation in Hinblick auf Konsum und seine Folgen für Artenvielfalt und Ökosystemdienstleistungen. Die folgenden Kernaussagen können auf Grundlage der Ergebnisse dieser Analyse gemacht werden:

  • Die Hauptursachen für den Verlust von Artenvielfalt und Ökosystemleistungen sind die direkte Zerstörung von Lebensräumen, veränderte Landnutzung, Übernutzung und Degeneration von Ökosystemen, Klimawandel sowie invasive Arten. Die vorherrschenden Produktionsmuster und die wachsende Nachfrage nach Konsumprodukten und Dienstleistungen stehen in direkter Verbindung zu diesen Ursachen.
  • In Bezug auf den gesamten Lebenszyklus von Konsumgütern ist insbesondere die Gewinnung von abiotischen und biotischen Ressourcen sowie der Anbau von biotischen Ressourcen grundsätzlich mit bedeutenden Verlusten an Artenvielfalt und Ökosystemleistungen verbunden.
  • Aufgrund der Globalisierung vieler Wertschöpfungsketten beruhen die Konsummuster industrialisierter Länder zu einem großen Teil auf Rohstoffen, die in den Ländern des globalen Südens ab- oder angebaut werden. Infolgedessen kommt es in diesen Ländern zu ernsthaften Verlusten an Artenvielfalt und Ökosystemleistungen. Diese Entwicklung ist vor allem in Hinblick darauf alarmierend, dass die Länder des globalen Südens meist mehr Hotspots der Artenvielfalt haben als andere Länder.
  • Lebensstile, die auf Genügsamkeit ausgerichtet sind, spielen beim Übergang zu nachhaltigeren Konsummustern und für ehrgeizige Ziele beim Schutz von Artenvielfalt, Ökosystemleistungen und Klima eine zentrale Rolle. Deshalb sollten besondere Anstrengungen unternommen werden, um in den entwickelten Ländern nachhaltigen Konsum durch genügsame Lebensstile explizit zu fördern. Diese Anstrengungen müssen Teil einer breiteren Debatte über eine grünere Wirtschaft sein.
  • Mehrere Studien zeigen, dass der Konsum von Nahrungsmitteln eine der wichtigsten Ursachen für den weltweiten Verlust der Artenvielfalt ist. Deshalb ist entschiedenes Handeln in diesem Bereich zur Bewahrung der Artenvielfalt und Erhaltung der Ökosystemleistungen besonders wichtig.
  • Zudem sollte beachtet werden, dass es in anderen Bereichen des Konsums, etwa in der Mobilität oder in der Informations- und Telekommunikationstechnologie, noch Wissenslücken bezüglich der Verbindung zwischen Konsummustern und spezifischen Gütern und ihrer Auswirkung auf Artenvielfalt und Ökosystemleistungen gibt.
  • Das Bewusstsein für den Wert der Artenvielfalt wächst, aber die meisten Konsument*innen wissen noch immer nicht, wie ihr individuelles Verbrauchsverhalten mit den Ursachen für den weltweiten Verlust an Artenvielfalt und Ökosystemleistungen verbunden ist.
  • Im Allgemeinen wird der Schutz der Artenvielfalt bei der Kommunikation für nachhaltigen Konsum nicht in den Vordergrund gestellt. Der zentrale Fokus liegt weiterhin auf Argumenten, die sich auf die Auswirkungen des Klimawandels beziehen. Andere Themen, die in diesem Kontext relativ prominent kommuniziert werden, sind der Konsum von Bio-Lebensmitteln und Fair-Trade-Produkten.
  • Die meisten Mediendokumente, die analysiert wurden, erwähnten das Konzept der Ökosystemleistungen nicht. Allerdings wurden der Wert der Natur und die Abhängigkeit des menschlichen Wohls von gesunden und lebendigen Ökosystemen in den vergangenen zwei Jahren deutlicher betont als zuvor. Insbesondere in Zeiten der Covid-19-Pandemie haben sich Beteiligte mehr bemüht, die Verbindungen zwischen Konsum, Artenvielfalt und menschlicher Gesundheit herauszustellen.