Tourismus in Deutschland hat volkswirtschaftlich eine große Bedeutung und trägt insbesondere in ländlichen Räumen zur regionalen Wertschöpfung bei. Auch wenn die Tourismusbranche in jüngster Zeit vermehrt auf nachhaltige, touristische Angebote setzt: Noch sind diese nicht in der Breite vorhanden und ihr Anteil am Gesamtangebot ist nicht verlässlich zu belegen. Vor dem Hintergrund der Umsetzung der Sustainable Development Goals (SDGs) gewinnt die Ausweitung nachhaltiger Tourismusangebote jedoch zunehmend auch auf nationaler Ebene an Bedeutung. Angesichts der hohen Ressourcenintensität des Tourismus liegt es im politischen Interesse, das Verhältnis des nachhaltigen Tourismus zur gesamten Tourismuswirtschaft zu untersuchen, die bestehenden Nachhaltigkeitsbestrebungen zu stärken und Strategien zu entwickeln, um den Anteil des nachhaltigen Tourismus weiter auszubauen.
Im Rahmen des Vorhabens wurde untersucht, welchen Anteil nachhaltiger Tourismus tatsächlich am Gesamtsektor besitzt, in welchen Bereichen der Tourismusbranche Handlungsbedarf besteht und welche Handlungsempfehlungen sich daraus für Tourismusbranche und Politik ableiten lassen. Zunächst bedurfte es dabei einer kriterienbasierten Definition für nachhaltigen Tourismus. Auch die Tourismusbranche selbst braucht klare und handlungsrelevante Indikatoren um den Transformationsprozess zu einem nachhaltigen Tourismus strategisch umsetzen zu können und kann daher von den Projektergebnissen profitieren. Wichtiger Bestandteil des Projekts war es daher, auch die Zusammenarbeit mit praxisnahen Vertretern zu pflegen und die Vernetzung und Kooperation innerhalb der Branche zu fördern.
Die Projektpartner unter Federführung des Zentrums für Nachhaltigen Tourismus der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (ZENAT) erarbeiteten entsprechend ein Konzept und eine Methode zur Erhebung empirischer Informationen zum Anteil des nachhaltigen Tourismus in Deutschland und wenden diese exemplarisch an. Grundlage dafür war die Verknüpfung des Tourismus-Satellitenkontos (TSA) mit der umweltökonomischen Gesamtrechnung (UGR). Im Rahmen mehrerer Workshops sowie einer großen Konferenz mit ExpertInnen aus Wissenschaft, Praxis und Politik wurden die recherchierten Ergebnisse diskutiert und Felder mit Handlungsbedarf identifiziert. In verschiedenen Diskussions- und Strategiepapieren wurden Handlungsempfehlungen zur Weiterentwicklung des nachhaltigen Tourismus sowie die verbesserte Dokumentation der Tourismusstatistik ermittelt.
adelphi leitete im Vorhaben die Entwicklung des Indikatoren-Sets zur Bestimmung eines nachhaltigen Tourismus sowohl auf der Branchenebene als auch auf der Betriebsebene. Grundlage war eine umfassende Bestandsaufnahme und anschließende Bewertung bestehender Bilanzierungsansätze sowie die Identifizierung potenzieller Datenquellen.
Durch die Erstellung eines einheitlichen Bewertungsrasters sowie der Auswertung der relevanten Datenquellen wurde eine Betrachtung des Status-Quo des Tourismus in Deutschland in den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit (Ökologie, Ökonomie und Soziales) erstmals möglich. Die Grundlage für ein kontinuierliches Monitoring und die damit einhergehende weitere Stärkung des Nachhaltigen Tourismus wurde damit geschaffen.