Methoden der räumlich disaggregierten Konfliktforschung erfreuen sich immer größerer Beliebtheit und eröffnen neue analytische Möglichkeiten auf der Mikro-Ebene. Sie kommen insbesondere in der Umwelt-Konflikt-Forschung zum Einsatz, wo sie zu einem besseren Verständnis von Umwelt-Konflikt-Beziehungen auf sub-staatlicher Ebene beitragen können. Jedoch sind mit diesem Forschungsstrang auch gewisse Einschränkungen verbunden, da diesem ein eingehendes theoretisches Verständnis der räumlichen Logik von bewaffneten Konflikten über die Kontrolle von Natur und lebenswichtiger Ressourcen bisher fehlt. Dies wiederum steht der effektiven Nutzung hoch disaggregierter Daten im Weg.
Um diesem Problem entgegenzuwirken, präsentiert dieser Beitrag ein akteurszentriertes Model, das den präzisen Ort von Gewaltereignissen in Ressourcen-Konflikten ausmachen kann. Entwickelt wird dieses Model mit Hilfe einer Analyse der räumlichen Muster von Konflikten zwischen pastoralen Gruppen in Nord Kenya, einem häufig erwähnten Beispiel von Knappheits-bedingten Streitigkeiten um lebenswichtige Ressourcen. Die Analyse offenbart, dass kenianische Hirten oftmals in der Nähe von Brunnen und in Gebieten mit höherem Niederschlag in Gewalthandlungen verwickelt sind: also in Gebieten, die günstige Bedingungen für Angriffe und Viehdiebstahl bieten. Diese Ergebnisse stützen die Annahme, dass pastorale Gruppen in ariden Regionen Afrikas Gewalt in Bezug auf die besonderen Gegebenheiten ihrer Umwelt strategisch einsetzen. Ferner verdeutlichen sie, dass der Ort von Kampfhandlungen in bewaffneten Konflikten mehr über die taktischen Entscheidungen von Gewaltakteuren aussagt, als über Ihre ursprünglichen Beweggründe. Eine räumlich bewusstere Nutzung disaggregierter Daten in der Umwelt-Konflikt-Forschung ist daher geboten.